Systemisches Coaching: Der Mensch im Zentrum – Interview mit Niko Kaintantzis

Lieber Niko, du bist nebst deiner Tätigkeit als SAFe-Experte und Agile Coach auch als systemischer Coach mit Führungscoachings unterwegs. Kannst du in wenigen Worten zusammenfassen, was dir wichtig ist beim systemischen Coachen?

Der Mensch steht im Zentrum. Er wird nicht belehrt oder beraten, die Lösung ist in ihm, er entdeckt sie selbst, durch Reflexion und Draufschauen auf die Fragestellung aus unterschiedlichen Blickwinkeln. Nicht jede vorgeschriebene Lösung passt zu jedem Menschen oder zu allen Teams.

Was ist für dich der Unterschied zum Agile Coaching?

Der Agile Coach ist gleichzeitig auch Experte bezüglich des Themas, das er coacht. Als Agile Coach habe ich früher viel mit Ratschlägen und Empfehlungen agiert. Meine Kunden wollten Lösungen.

… Und heute?

Der Agile Coach als Berater ist weiterhin bei den Kunden gewünscht. Wenn ich heute als Agile Coach unterwegs bin, bringe ich systemische Elemente ein. Meine Erfahrungen deklariere ich als Ressource, die ich zur Verfügung stelle. Diese kann man verwenden, abändern und sie zu eigen machen oder ignorieren. Aus diesen Erfahrungen findet man einen eigenen Weg, der stabiler ist als der vorgeschlagene. Mein Ziel ist es, aus einem gemeinsamen reichen Erfahrungs- und Wissensschatz neue und passende Wege zu finden.

Wie hilft der Agile Coach beim systemischen Coaching?

Als Agiler Coach kennst du viele Werkzeuge, die du auch in einem 1:1-Coaching und im Team-Coaching einsetzen kannst. Die grösste Herausforderung ist, sich selbst als Person und als Experte rauszuhalten. Am Anfang meiner Ausbildung war es schwer, nicht auf die für mich offensichtliche Lösung suggestiv hinzuführen. Was mir die Ausbildung gezeigt hat: Der Coachee findet selbst eine passendere Lösung.

Was sind die Herausforderungen beim Coaching?

Die grösste Herausforderung ist vor dem ersten Coaching. Das Bestellen eines Coachings ist nicht das Eingestehen von Schwäche oder Problemen. Es ist ein Zeichen von Reife.

Wie gehst du damit um?

Ich verwende Analogien. Zum Beispiel: In agilen Teams machen wir zu fixen Terminen Retrospektiven. Keiner kommt auf die Idee zu unterstellen, dass Teams, die Retros machen, mehr Probleme haben als solche, die keine Retro machen.

Dein Schlusswort zum Systemischen Führungscoaching:

Wir brauchen heute Führungskräfte, die Menschen entwickeln. Solche Führungskräfte halten inne und sind sich ihrer Stärken und Schwächen bewusst. Sie arbeiten auch an sich. Am effektivsten ist dies mit Coaching. Ich würde mir wünschen, dass die Firmen Führungscoachings für alle Führungskräfte standardmässig anbieten. Somit ist die Hürde, ein Coaching zu verlangen, abgebaut. Es gehört einfach zum Angebot der Entwicklung von Führungskräften dazu.

Lieber Niko, danke für das offene und aufschlussreiche Gespräch.

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